VORTRAGSABEND: Hans-Peter Wagner referierte über Informationen zur Külsheimer Stadtmauer in der Spiesberger-Chronik
In der Kommune gab es einst 18 Türme
Külsheim. „Die Külsheimer Stadtmauer – Was weiß die Spiesberger-Chronik?“ lautete das Thema des Vortrags von Hans-Peter
Wagner am Donnerstag im Rahmen der Wintervortragsreihe der Stadt im Alten Rathaus. Zugleich war es die Fortsetzung der von
ihm initiierten Vortragsserie „Külsheimer Geschichte – Külsheimer Geschichten“. Namens der Kommune eröffnete Roswitha
Bausback die Veranstaltung.
Auslöser für diesen Vortrag waren die Sanierung des Stadtmauer-Stücks bei den Kastanienbäumen an der Haagstraße sowie seine
Suche nach Informationen zum Thema „Külsheimer Stadtmauer“ für einen im Oktober in den FN erschienenen Bericht, so Wagner.
Dabei habe er Einblicke in einen Teil der „Spiesberger-Chronik“ erhalten. „Manche überlieferten Kenntnisse zur „Külsemer
Stadtmauer“ werden in den nächsten Minuten erhärtet, andere den Abend nicht überstehen“, kündigte der Referent an.
Im ersten Teil seines Vortrags informierte er über Ergebnisse seiner Recherchen verschiedener Quellen. Dazu zählten etwa das
Heimatbuch „Geschichte der Brunnenstadt Külsheim“, Kartenmaterial und Pläne aus dem Jahr 1926 aus dem Besitz der Stadt,
Zeichnungen, das Buch „Alt-Külsheim – Werden und Vergehen“ von Karl Albert Düll sowie Quellen des Heimat- und Kulturvereins
„Cullesheimer Kreis“.
Ab Anfang der 1980er Jahre seien immer wieder Maßnahmen zum Erhalt und zur Betonung der unter Denkmalschutz stehenden
Stadtmauer als Grenze des Altortes im Rahmen der Stadtsanierungen I bis IV erfolgt, so Wagner. Archivalien zu dem Bauwerk gebe
es eher selten. Denn laut „Spiesberger-Chronik“ seien 1878 „nahezu zehn Zentner Bücher zum sofortigen Einstampfen in die
Papiermühle nach Homburg am Main verkauft“ worden.
Im Werk „Aktenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde“ von 1811
wird ein versuchter Einbruch in das Städtchen mitsamt einer kurzen Darstellung der damaligen Verhältnisse beschrieben. „Külsheim
ist ein mit Mauern umgebenes Städtchen. Durch die Thore, welche nachts verschlossen sind, konnten die Diebe nicht eingehen, sie
wählten daher einen anderen Weg“, heißt es darin. Die Stadtmauer habe als solche seinerzeit noch ihren Zweck erfüllt.
Der Weltgeistliche Franz Joseph Schmitt aus Külsheim formulierte 1823 in einem über 40-seitigen Memorial für das Bezirksamt
Tauberbischofsheim „Verbesserungsvorschläge“ für den Ort. Darin habe er auch vom „baufälligen Turm am Hardheimer Tore“
geschrieben, wo „von Zeit zu Zeit der Wind von der Höhe herab die unten Vorbeigehenden mit Steinen begrüßte“. Zugleich sah er
die Stadtmauer als „Gefahr für Reinlichkeit, Bequemlichkeit, Gesundheit“. Bei einer Erweiterung der Stadt diene sie „nur als
Hindernis des Verkehrs“. Zudem seien die Unterhaltungskosten beträchtlich. Deshalb forderte er, die Steine der „nutzlosen
Ringmauer“ zum Bau neuer Häuser zu verwenden.
Im zweiten Teil seines Vortrags referierte Wagner über die Resultate aus der sogenannten „Spiesberger-Chronik“. Darin hat der
Külsheimer Chirurg Alois Spiesberger Quellen und Urkunden zur örtlichen Stadtgeschichte bearbeitet und dargelegt. Begonnen hat
er mit dieser umfassenden Stadtchronik 1878. Nachdem Anmerkungen insbesondere zu Quellenangaben beim Buchbinder
abgeschnitten worden waren, hat sich der Autor 1890 entschlossen, sein Werk umzuarbeiten.
Dies habe, betonte Wagner, sich im Nachhinein als eine Art „Glücksfall“ herausgestellt. Denn Spiesberger fügte bei seiner
Überarbeitung weitere entdeckte Belege und Urkunden hinzu, so dass die Chronik zwei Bände mit insgesamt über 1000 Seiten
umfasst. Etwa zwölfeinhalb davon widmete er dem Thema „Külsheimer Stadtmauer“ und lieferte so den wohl besten Einblick in
deren Geschichte.
Das Kapitel „Külsheim wird besser befestigt 1440“ beginnt in besagten Jahr mit dem entsprechenden Befehl von Kurfürst
Theoderich, Erzbischof von Mainz an alle Städte und größere Flecken im Mainzer Erzstift. Die Külsheimer fingen an, ihre
Stadtmauern auszudehnen, zu erhöhen und zu verstärken sowie die Gräben außerhalb der Mauer zu vertiefen. Spiesberger schreibt:
„Die eingefügten Zwischentürme, die bisher nur Halbtürme waren, wurden voll ausgebaut.“ Das Projekt dauerte viele Jahre und oft
fehlte es an Geld. Die Arbeiten wurden erst „mit dem Schlusse des 15. Jahrhunderts“ beendet.
In seinem Werk habe Spiesberger 14 Türme der Stadtmauer mit Standort und Beschaffenheit beschrieben, zudem drei Türme um
den Schlossgraben und den noch heute erhaltenen Schlossturm, also insgesamt 18 Türme, so Wagner.
pdw
Aus den Fränkischen Nachrichten vom 14.01.2019
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